Nach Köln – sprechen über Sexismus und Rassismus

Nach Köln – sprechen über Sexismus und Rassismus
Vortrag und Podiumsgespräch

Donnerstag, 28.1.2016 um 19.30 Uhr
Ort: Institut für Erziehungswissenschaft, Münzgasse 30, Alte Aula, Tübingen

Seit Köln wird viel gesprochen und kontrovers diskutiert. In der Berichterstattung wichtiger Medien und den Aussagen politischer Vertreter_innen finden merkwürdige Verknüpfungen des Aufschreis gegen sexualisierte Gewalt und des Generalverdachts gegen Geflüchtete statt, zum Teil unverhohlen rassistisch. Gesellschaftliche Missstände werden ethnisiert und an vermeintlich »Andere« ausgelagert, das Thema einseitig auf dem Rücken von Menschen mit Flucht- und (zugeschriebener) Migrationserfahrung ausgetragen. Die seitdem noch einmal zunehmenden rassistischen Übergriffe und eine sich noch weiter formierende extreme Rechte zeigen, dass diese Erklärungsmuster gewaltvolle Früchte tragen. Gleichzeitig wird unsichtbar gemacht, in welchen Bereichen der »eigenen« Gesellschaft überall Gewalt gegen Frauen ausgeübt, legitimiert, bagatellisiert und institutionalisiert wird.

Gleichzeitig scheint das mediale Feld offener geworden zu sein, die gesellschaftliche Polarisierung ausgeprägter: Die kritische Reflexion und Debatte über diskriminierende Strukturen der Gesellschaft ist allerorts zu erleben, solidarisch mit den Opfern der Silvesternacht, aber oftmals erstaunlich widerständig und kritisch im Hinblick auf Verallgemeinerungen. Stimmen aus unterschiedlichen rassismuskritischen und feministischen Kontexten werden laut, die eine Veränderung der Diskurse und politische, rechtliche, strukturelle Konsequenzen fordern.

Wir wollen mit der Veranstaltung einen Raum öffnen, die vermeintlichen Dilemmata im Sprechen über Sexismus und Rassismus nach Köln zum Thema zu machen. Wie geht Sprechen angesichts solcher Ereignisse? Wie geht Sprechen in der Solidarität mit Frauen und LSBTTIQ-Menschen, die von sexueller Gewalt/Sexismus betroffen sind und in gleichzeitiger Wachsamkeit gegenüber rassistischer Hetze? Das heißt auch darüber sprechen, wie rassismuskritische, patriarchatskritische, emanzipatorische Arbeit gegen sexualisierte/sexuelle Gewalt aussehen und wie ein solches Engagement sichtbar gemacht werden kann. Und nicht zuletzt auch darüber, was nötig wäre, um die gesellschaftlich vorherrschende Nichtthematisierung von Unterdrückungsverhältnissen und den funktional-strukturellen Zusammenhang der Konstruktionen von Gender, Nation und Ethnizität zu durchbrechen.

Programm 28.1.2016, 19.30 Uhr:

Einführende Begrüßung
Prof. Dr. Barbara Stauber (IfE, Universität Tübingen)

Vortrag
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt (Universität Darmstadt)

Podium
Moderation: Johanna Bröse (IfE, Universität Tübingen/Netzwerk Rassismuskritische Migrationspädagogik)
·         Micha Schöller (Frauen helfen Frauen e.V., Tübingen)
·         Josephine Jackson (Netzwerk Antidiskriminierung e.V. Region Reutlingen/Tübingen)
·         Daniel Bartel (Leipzig) /Birte Weis (Hamburg), (Antidiskiminierungsverband Deutschland advd)
·         Prof. Dr. Tanja Thomas (IfM, Universität Tübingen)

Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Instituts für Erziehungswissenschaft, Abteilung Sozialpädagogik, Lehrstuhl Prof. Dr. Barbara Stauber und des Instituts für Medienwissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen sowie des Netzwerks rassismuskritische Migrationspädagogik Baden-Württemberg.